Erwerbstätigen Eltern flexible Arbeitszeiten und eine entsprechende Kinderbetreuung anzubieten – das ist das Ziel des „Kindertagespflege-Nestes Wetzlar“, das die Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill vor wenigen Tagen als hessenweites Pilotprojekt in Kooperation mit den Unternehmen Bosch Thermotechnik und Zeiss SMT eröffnen konnte. Schon bald könnte in Dillenburg eine ähnliche betriebsnahe Einrichtung entstehen, wie ein knapp zweistündiger Gedankenaustausch zwischen Unternehmensvertretern, der Industrie- und Handelskammer und der AWO in Arborn zeigte.
„Das macht einen tollen Eindruck“, sagte Alexander Lenz, Abteilungsdirektor bei der Sparkasse Dillenburg, im Zuge einer Besichtigung des „Kindertagespflege-Nestes“ im evangelischen Gemeindehaus des Greifensteiner Ortsteils. Die Sparkasse zählt wie die Haigerer Firma Klingspor und das Dillenburger Unternehmen „Weber Kunststofftechnik“ zu den Unternehmen, die eine finanzielle Beteiligung an einem ähnlichen „Nest“ in der Oranienstadt durch die feste Anmietung und Zahlung eines Betreuungsplatzes bereits zugesagt haben.
Interesse an dem Projekt, das Hessens Sozialminister Stefan Grüttner unlängst in Wetzlar als „Meilenstein“ und Vorzeigemodell für die Kooperation eines freien Wohlfahrtsverbands mit der Industrie bezeichnet hatte, bekundeten im Zuge des Ortstermins in Arborn auch die Firmen Cohline und Wendel. Diese Unternehmen haben Interesse an sogenannten „Optionsplätzen“, deren Finanzierung sich Firmen teilen, die aktuell keinen Bedarf für einen Betreuungsplatz haben.
Martina Waldschmidt, Personalleiterin bei Cohline, vorausschauend: „Der Vorteil der Kindertagespflege-Nester ist, dass sie flexibler und familiärer als reguläre Kitas sind. Langfristig gesehen haben wir ein großes Interesse, Einrichtungen wie diese zu nutzen.“
Die pädagogische Leiterin Annegret Müller – die beim AWO-Kreisverband Lahn-Dill für die Koordination der „Kindertagespflege-Nester“ zuständig ist – stellte den Unternehmensvertretern und Alexander Cunz (IHK Lahn-Dill) die im Mai dieses Jahres eröffnete Einrichtung in Arborn vor. Mit „Tagespflegenestern“ wie im Greifensteiner Ortsteil will die Arbeiterwohlfahrt Eltern eine verlässliche, flexible Betreuung von Kindern unter drei Jahren anbieten und den Tagesmüttern eine Festanstellung ermöglichen. In Zusammenarbeit mit dem Bauhof der Gemeinde Greifenstein waren in der ehemaligen Gemeindeschwester-Wohnung ideale Verhältnisse für die Betreuung von bis zu fünf Kindern entstanden. Betreut werden die Mädchen und Jungen in Arborn von den Tagesmüttern Marion Gebauer-Dietmann und Andrea Hofmann, die zum Zeitpunkt des Ortstermins von Petra Vogler vertreten wurde.
Während Alexander Lenz (Sparkasse) deutlich machte, dass die firmennahe Kleinkinderbetreuung für alle Beteiligten eine „Win-Win-Situation“ bedeute, bezeichnete Stefan Hoffmann (Personalleiter der Firma Weber Kunststofftechnik in Dillenburg) solche Projekte als „eine willkommene Möglichkeit für die Unternehmen, Fachkräfte in der Region zu halten“. Ähnlich war schließlich die Einschätzung, zu der Alexander Cunz (IHK) gelangte: „Wir finden das prima. Diese Art der Betreuung ist ein großer Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“
Nils Neidhart, Geschäftsführer des AWO-Kreisverbandes Lahn-Dill, und seine Kollegin Annegret Müller nutzten den Gedankenaustausch, um auch andere Firmen zu einer Beteiligung „an dem Modell, das für alle Seiten passt“ und an dem Projekt in Dillenburg aufzurufen. Die AWO-Koordinatorin vorausschauend: „Wir brauchen fünf feste Plätze – und wenn die Finanzierung dann steht, kann’s sofort los gehen.“
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