Gäbe es mehr Menschen wie die Burgerin, würde die Eingliederung vieler Flüchtlinge in den deutschen Alltag sicherlich wesentlich leichter fallen. „Ich habe die Not gesehen, die junge Einwanderer haben, sich im neuen System zurecht zu finden“, sagt Magdalena Störkel. In Zusammenarbeit mit der Migrationsberatung des AWO-Kreisverbandes Lahn-Dill mit Sitz in Herborn gibt die Pädagogin im Ruhestand Asylbewerbern ehrenamtlichen Sprach- und Nachhilfeunterricht. Ein beispielhaftes Engagement, für das die Arbeiterwohlfahrt der pensionierten Lehrerin sehr dankbar ist – und für das die AWO dringend weitere Nachahmer bzw. Mitstreiter sucht.

„Der Unterricht, den Frau Störkel mir gibt, hilft mir sehr“, sagt Ibrahim Halane. Der junge Mann, der in Herborn wohnt, ist vor dreieinhalb Jahren aus Somalia nach Deutschland gekommen und besucht zurzeit eine so genannte „EIBE“-Klasse der Gewerblichen Schulen in Dillenburg.

Einrichtungen wie diese sollen es, so erläutert Magdalena Störkel, „jungen Menschen ermöglichen, den Hauptschulabschluss zu schaffen“. Montags bis freitags drückt Ibrahim Halane daher zurzeit in Dillenburg die Schulbank.

Der Eindruck, den die Burger Pädagogin, die während ihres Berufslebens an einer Walldorf-Schule unterrichtet hat, von dem jungen Asylbewerber gewonnen hat, ist rundum positiv: „Sein Einsatz ist wirklich hervorragend und er gibt sich viel Mühe.“

Bei allem Engagement habe er jedoch „viele Defizite“, an deren Behebung Magdalena Störkel und der junge Somalier, dessen Chancen auf einen dauerhaften Verbleib sehr gut stehen, gemeinsam arbeiten. Zweimal wöchentlich pauken die Pädagogin und ihr Schützling zurzeit in den Räumen der AWO-Migrationsberatung in Herborn Deutsch, Mathe und Englisch.

Ziel der Burger Pädagogin ist es dabei nicht nur, die fachlichen und sprachlichen Mängel aufzuarbeiten, die Halane hat. „Ich möchte ihm vor allem so viel Sicherheit geben, dass er sich traut, am Leben in Deutschland teilzunehmen.“

Vom Einsatz, den die Burgerin zeigt, überaus angetan, ist Marina Schapiro. Die Sozialberaterin ist in Herborn und Dillenburg für die AWO-Migrationsberatung zuständig und sucht weitere Interessierte, die Menschen, die aus welchen Gründen auch immer aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, „ehrenamtlichen Sprachunterricht geben“.

Lehrer im Ruhestand, die dieses „Handwerk“ von der Pike auf gelernt haben, sind dabei bevorzugt willkommen. Doch auch andere Interessierte könnten Einwanderern durch freiwilliges Engagement helfen, sich „im neuen System und einem komplett anderen Kulturkreis zurecht zu finden“. Die Erfahrung von Magdalena Störkel: „All die, die Lust am Umgang mit anderen Menschen haben, sollten mal überlegen, ob sie das nicht leisten können.“ Menschen wie Ibrahim Halane seien „für jede Zuwendung dankbar“.

Menschen, die im Asylverfahren sind, haben generell rechtlich keinen Anspruch auf einen Sprachkurs. Der Lahn-Dill-Kreis jedoch gewährt und finanziert ihnen dennoch 200 Stunden Deutschunterricht. „Eine große Geste“, sagt Marina Schapiro dankbar.

Die erste Einführung reiche bei Menschen aus Somalia, Syrien, Eritrea, Pakistan und anderen Ländern jedoch erfahrungsgemäß nicht aus. Eine Erfahrung, die auch Ibrahim Halane gemacht hat. „Es ist sehr schwer, Deutsch zu lernen. Daher bin ich Frau Störkel auch sehr dankbar.“

Menschen wie sie seien, wie die AWO-Sozialberaterin erläutert, zwar ehrenamtlich aktiv, würden aber für ihren Einsatz dennoch einen enormen Gegenwert erhalten. Frau Schapiros Erkenntnis: „Die freiwillig Engagierten ernten die Dankbarkeit der Menschen, um die sie sich kümmern, und machen etwas sehr Sinnvolles.“ Außerdem könnten die, die ehrenamtlich Sprachunterricht gäben, „neue Lebenserfahrungen sammeln und Einblicke in andere Kulturen erhalten“.

Interessierte, die Lust und Interesse haben, in Zusammenarbeit mit der AWO-Migrationsberatung unentgeltlich „Deutsch als Fremdsprache“ zu unterrichten, Asylbewerbern ehrenamtlichen Nachhilfeunterricht zu geben oder auch ausländische Kinder mit einfacher, klassischer Hausaufgabenhilfe zu unterstützen, können sich mit Marina Schapiro unter Tel. (02772) 959642 oder per Email an m.schapiro@awo-lahn-dill.de in Verbindung setzen.