„Zu- und Einwanderung waren immer ein Gewinn für Deutschland.“ Diese Botschaft gab Kreis-Sozial-Dezernent Stephan Aurand all denen mit auf den Weg, die am Mittwochabend zum Auftakt der Aktionstage „Uns geht’s gut – und den anderen?“ ins Mehrgenerationenhaus des AWO-Kreisverbandes Lahn-Dill gekommen waren.

„Vielen, vielen anderen Menschen geht es deutlich schlechter als uns“, verdeutlichte der Hauptamtliche Kreisbeigeordnete zu Beginn seines Vortrags im großen Saal des Familienzentrums. Zu den aufmerksamen Zuhörern zählten auch die Journalistin und Autorin Hannelore Benz sowie Ursula Vollmer vom Herborner „Verein Aguablanca“. Beide werden die weiteren Veranstaltungen im Rahmen der Aktionstage am Mittwoch (25. März/18 Uhr) und Freitag (27. März/17.30 Uhr) an gleicher Stelle gestalten.

„Uns geht’s gut – und den anderen?“ solle um Verständnis für die Menschen werben, die auf der Schattenseite des Wohlstands leben, zeigte Joachim Spahn, Koordinator des AWO-Mehrgenerationenhauses in Herborn, in seiner Begrüßung auf.

Vor dem Hintergrund der wachsenden Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund, die derzeit den Weg nach Deutschland finden, hatte Stephan Aurand seinen Vortrag unter den Leitgedanken „Zuwanderung: Vorteil für Deutschland!?“ gestellt.

Der Hauptamtliche Kreisbeigeordnete schlug einen Bogen von der Ankunft und der Aufbauleistung der Heimatvertriebenen im Kreisgebiet nach dem Zweiten Weltkrieg („Das war eine einmalige Erfolgsgeschichte!“) über die Mithilfe der Gastarbeiter „bei der rasanten Entwicklung in Westdeutschland“ in den sechziger Jahren bis zur Aufnahme der Russlanddeutschen, die infolge der Machtübernahme Gorbatschows in der damaligen Sowjetunion ab 1988 nach Deutschland gekommen waren. „Die Fortentwicklung unserer Industrie und unserer Gesellschaft wären ohne diese Ein- und Zuwanderungen nicht denkbar gewesen“, so die Überzeugung Aurands.

Seit 2013 kämen nun wieder viele Menschen als Flüchtlinge und Asylbewerber aus den zahlreichen Krisen- und Kriegsgebieten der Welt nach Deutschland. Anders als vor 20 Jahren habe sich jedoch mittlerweile „eine gute Willkommenskultur“ hierzulande etabliert. „Das ist eine hervorragende gesellschaftliche Entwicklung“, so die Einschätzung des Hauptamtlichen Kreisbeigeordneten.

Bisher habe der Lahn-Dill-Kreis 1458 Flüchtlinge und Asylbewerber aufgenommen. Dazu kämen noch einmal 100 Jugendliche und junge Erwachsene, die als unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge – oft tief traumatisiert – den Weg ins Land an Lahn und Dill gefunden hätten. Für das Jahr 2015 sei mit bis zu 1600 weiteren Menschen mit Migrationshintergrund zu rechnen, die zu uns kommen könnten.

In den heimischen Städten und Gemeinden habe sich erfreulicherweise eine Vielzahl von Initiativen gebildet, die zur Integration der Flüchtlinge und Asylbewerber beitragen wollten und die Kontakte mit diesen als „persönliche Bereicherung“ bewerten würden. Aurand: „Auch für mich ist es eine große Bereicherung, bei der direkten Begegnung mit diesen Menschen über meinen Tellerrand hinauszugucken.“

Bei der Suche nach Unterkünften für die Flüchtlinge sei der Lahn-Dill-Kreis bemüht, „keine kasernenartige Unterbringung“ vorzunehmen, sondern die hierhergekommenen Menschen in kleineren Einheiten direkt in die Gemeinschaft zu integrieren. „Mittlerweile seien 85 Wohnungen, Häuser und Gemeinschaftsunterkünfte zu diesem Zweck „eröffnet“ worden.

Mit diesem dezentralen System wollen wir ein gutes Miteinander schaffen“, erklärte der Hauptamtliche Kreisbeigeordnete abschließend – und rief die heimische Bevölkerung dazu auf, die Bemühungen um dieses „gute Miteinander“ nachhaltig zu unterstützen.

Die Reihe „Uns geht’s gut – und den anderen?“ im AWO-Mehrgenerationenhaus in Herborn wird am Mittwoch (25. März/18 Uhr) mit einem Vortrag über „Tunesien“ sowie am Freitag (27. März/17.30 Uhr) mit einem Aktionsabend des Herborner „Vereins Aguablanca“ fortgesetzt.