Die Worte der 24-jährigen Herbornseelbacherin gingen den Zuhörern unter die Haut. \“Was ich dort gelernt habe, war eine Schule fürs Leben\“, zeigte Jana Stupperich auf, als sie im AWO-Mehrgenerationenhaus Herborn über die Erfahrungen berichtete, die sie bei ihrem Auslandsaufenthalt in Cali gesammelt hatte. Gemeinsam mit Ursula Vollmer und Inge Ockernahl stellte die Studentin die Aktivitäten des \“Vereins Aguablanca\“ zur Unterstützung einer staatlich anerkannten Privatschule im eine Million Einwohner zählenden Armenviertel der kolumbianischen Großstadt vor.
Um Verständnis für Menschen zu werben, die auf der Schattenseite des Wohlstands leben – dieses Ziel hatten die Initiatoren der Vortragsreihe \“Uns geht\’s gut – und den anderen?\“ mit den Aktionstagen im Mehrgenerationenhaus verfolgt. Ein Vorhaben, das gelang. \“Kein Kind sucht sich aus, wo es geboren wird\“, lautete eine der Botschaften, die Ursula Vollmer, Gründerin des seit 27 Jahre tätigen Herborner Aguablanca-Vereins, dem Publikum mit auf den Weg gab.
\“In einem Land des Bürgerkriegs und der Gewalttätigkeiten\“ hatte die Herbornerin vor nahezu drei Jahrzehnten mit dem Aufbau der Schule begonnen, die heute von 450 Kindern und Jugendlichen zwischen 6 und 17 Jahren besucht wird – und die den Heranwachsenden, die dort einen qualifizierten Abschluss erwerben, eine Perspektive fürs Leben bietet.
Zwischen 1980 und 1982 hatte Ursula Vollmer – die 1988 unterstützt von sechs ehemaligen Kolleginnen und Kollegen des Johanneum-Gymnasiums den \“Verein Aguablanca\“ aus der Taufe hob – erstmals in Cali gelebt und den dringenden Handlungsbedarf zugunsten der Ärmsten erkannt. \“Wir versuchen, das aufzufangen, was der kolumbianische Staat nicht leistet\“, so die Pädagogin im Ruhestand zum Inhalt der \“Aguablanca\“-Arbeit in der 2,5 Millionen-Einwohner-Metropole.
\“Ich hatte mir vorgenommen, irgendetwas zugunsten der dort lebenden Menschen zu unternehmen – und wenn es nur ein bisschen war\“, so Vollmer zu ihrer Motivation. Aus bescheidensten Anfängen sowie einem Schulgebäude, in dem es anfänglich kein fließendes Wasser und nur sechs Klassenräume gab, hat sich dank der personellen und finanziellen Unterstützung durch den \“Aguablanca-Verein\“ eine Schule entwickelt, deren Absolventen regelmäßig zu den best ausgebildeten Schulabgängern Kolumbiens zählen. Und die, wenn sie Glück haben, dank eines Stipendiums sogar studieren können.
Jedes Jahr entsende der Verein zwei junge Menschen nach Cali, die über Monate hinweg an der Schule im Elendsviertel \“Aguablanca\“ tätig seien und Kontakte zu den Menschen vor Ort knüpften, die oft ein Leben lang fortbestehen würden. \“Wir sind die helfende Hand\“, fasste Jana Stupperich, die elf Monate lang in Kolumbien weilte, den Einsatz zusammen. Unlängst hat \“Aguablanca\“ ein Projekt initiiert, das Jugendlichen, die die Schule beendet haben, hilft, einen Ausbildungsplatz zu finden.
\“Wir wollen, dass die Menschen dort eine Chance haben – und dazu ist Bildung der Schlüssel\“, erklärte Ursula Vollmer, die froh ist, dass sie diesen Grundgedanken bereits erfolgreich Jüngeren vermittelt hat, die einmal in die Fußstapfen der \“Aguablanca\“-Gründergeneration treten und deren segensreiche Arbeit fortsetzen werden.
Neueste Kommentare