Vorurteile und Schranken abbauen und das Miteinander mit der einheimischen Bevölkerung fördern – das wollen die Initiatoren des „Refugees-Welcome-Cafés“, das jetzt erstmals im Mehrgenerationenhaus (MGH) des AWO-Kreisverbands Lahn-Dill in Herborn seine Pforten öffnete.

„Wir möchten die Integration der geflüchteten Menschen, die derzeit in großer Zahl zu uns kommen, beschleunigen“, zeigte MGH-Koordinator Joachim Spahn in seiner Begrüßung auf. Gemeinsam mit Marina Schapiro, die sich in Herborn für die Arbeiterwohlfahrt um den Bereich der Migrationsberatung kümmert, konnte er über 40 Besucher aus zahlreichen Nationen zur Auftaktveranstaltung des „Willkommenscafés“ willkommen heißen. Eine Resonanz, von der die beiden AWO-Verantwortlichen überwältigt waren.

Nachdem durch ein Spiel in großer Runde mögliche Barrieren beseitigt und die ersten persönlichen Kontakte geknüpft worden waren, berichteten mehrere Flüchtlinge, wie und warum sie den Weg nach Deutschland gefunden haben. „Ich bin 30 Jahre alt und habe 25 Jahre meines Lebens in meiner Heimat nur Krieg erlebt“, berichtete eine Somalierin. Erschütternde Ausführungen, die ihre Wirkung nicht verfehlten.

Sie wünsche sich nichts sehnlicher als ein gemeinsames Leben mit ihrem in Bayern lebenden Mann und ihrem 11-jährigen Sohn, um den sich in Somalia Opa und Oma kümmern. Zu einer Zusammenführung der Familie könne es jedoch erst kommen, wenn sie eine Arbeit finde, machte die 30-Jährige deutlich. Dazu wolle sie so „so schnell wie möglich gut Deutsch sprechen lernen“.

Dass Sprache der Schlüssel zu einer gelungenen Integration ist, unterstrich AWO-Migrationsberaterin Marina Schapiro. Sie stellte den Gästen im „Willkommenscafé“ die wichtige Arbeit der Ehrenamtlichen vor, die mehrmals wöchentlich mit Menschen aus aller Welt Deutsch pauken und als freiwillig Engagierte in sogenannten „Tandems“ mit den Flüchtlingen als Lehrerinnen und Lehrer tätig sind.

„Man muss viel Ausdauer haben, da sich die Erfolge nicht sofort einstellen“, berichtete Christine Kosir, die einer Somalierin mehrmals wöchentlich ehrenamtlichen Sprachunterricht gibt. Andererseits, so die Oberschelderin weiter, sei es „total toll, mit der Sprache, die man selbst spricht, einen wertvollen Beitrag“ zur Integration von Flüchtlingen in die Gesellschaft „vor Ort zu leisten“.

Das „Refugees-Welcome-Café“ soll bis zum 14. Dezember jeden Montag zwischen 14 und 16 Uhr im „Offenen Treff“ des Mehrgenerationenhauses seine Pforten öffnen. Die Einrichtung wird gleichermaßen von Haupt- und Ehrenamtlichen des AWO-Kreisverbandes Lahn-Dill betreut.

Zu den Zusammenkünften willkommen sind ausdrücklich auch Einheimische, die die aus den Krisengebieten der Erde nach Deutschland geflohenen Menschen besser kennen lernen und mehr über deren Beweggründe zum Verlassen der Heimat erfahren wollen.

Kontakt und weitere Informationen: AWO-Mehrgenerationenhaus, Joachim Spahn, Tel. (02772) 959616. AWO-Migrationsberatung, Marina Schapiro, Tel. (02772) 959642. E-Mail: j.spahn@awo-lahn-dill.de / m.schapiro@awo-lahn-dill.de.