Flüchtlinge wollen nicht nur Deutsch lernen. Sie wollen die Welt und die Menschen um sich herum verstehen! Diesem Gedanken trugen die Verantwortlichen des AWO-Kreisverbandes Lahn-Dill mit einem Methoden-Training Rechnung, das im Mehrgenerationenhaus in Herborn über die Bühne ging.
„Diese Veranstaltung ist ein Kind unseres Willkommenscafés, das jeden Montag stattfindet“, erläuterte Marina Schapiro (Migrationsberatung der Arbeiterwohlfahrt). Bei einer dieser wöchentlichen Zusammenkünfte im Familienzentrum habe sich die Dillenburgerin Silke Sauer ein Stelldichein gegeben und dort über ihren „Sprachlernansatz der wachsenden Integration“ berichtet.
Eine willkommene Gelegenheit für die Verantwortlichen der AWO, bei der Ehrenamtliche Flüchtlingen in so genannten „Tandems“ Deutsch für den alltäglichen Gebrauch beibringen, gemeinsam mit der Sprachwissenschaftlerin ein Methoden-Training auszuschreiben.
„Für diesen Kurs haben sich über 50 Interessierte angemeldet“, konstatierte Marina Schapiro begeistert. „Es freut uns sehr, dass so viele dieses Angebot in Anspruch nehmen wollen.“ Für den ersten Kursabend habe man leider nur die Hälfte der potentiellen „Sprach-Lehrer“ berücksichtigen können.
„Vom Interesse überwältigt“ zeigte sich auch Silke Sauer, die ihren beziehungsorientierten Sprachlernansatz – unterstützt von ihrer Kollegin Susanne Wagner – vorstellte. Bei „Flüchtlingen lernen Deutsch“ findet der Spracherwerb in der Begegnung und im Miteinander statt. Der Ansatz ist für Analphabeten geeignet, hat einen direkten Alltagsbezug und ermöglicht es Menschen mit verschiedenen Muttersprachen und unterschiedlichem Bildungsstand, gemeinsam zu lernen.
Der Lehrer versteht sich weniger als Pädagoge, sondern vielmehr als Pate und Wegbegleiter. „Wir begegnen den Lernenden auf Augenhöhe“, erläuterte Silke Sauer, die in der Vergangenheit unter anderem für die international christlich tätige Organisation „Wycliff“ als Sprachwissenschaftlerin tätig gewesen ist.
Um das Methoden-Training im Mehrgenerationenhaus abzurunden, gab sich zum zweiten Teil der Veranstaltung etwa ein Dutzend Flüchtlinge ein Stelldichein, mit deren Hilfe die Kursteilnehmer unter sachkundiger Anleitung das Erlernte sogleich ausprobieren konnten.
Bei den Begegnungen in Kleingruppen stellten sich für die „Lehrer“ und „Lehrerinnen“ auf der einen sowie die aus den Krisengebieten der Erde zu uns geflohenen Menschen sogleich die ersten Erfolgserlebnisse ein.
Ein Ergebnis, das den Verantwortlichen der Migrationsberatung und des Mehrgenerationenhauses große Hoffnung gibt, dass möglichst viele der montäglichen Kursteilnehmer schon bald „eine Sprachpatenschaft übernehmen“ werden.
Weitere Informationen und Kontakt: AWO-Kreisverband Lahn-Dill, Migrationsberatung, Marina Schapiro, Tel. (02772) 959642. E-Mail m.schapiro@awo-lahn-dill.de.
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