Kontakt- und Berührungsängste zwischen Einheimischen und den Menschen, die aus den Krisengebieten der Erde zu uns kommen, abzubauen – diesem Ziel hat sich die Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill verschrieben.

Bereits im Frühjahr 2015 versuchte das AWO-Mehrgenerationenhaus in Herborn mit der Vortragsreihe „Uns geht’s gut – und den anderen?“ auf die Situation all derer aufmerksam zu machen, die auf der Schattenseite des Wohlstands leben. Die Schirmherrschaft für die Vortragsreihe hatte Stephan Aurand, Sozial-Dezernent des Lahn-Dill-Kreises, übernommen.

Im Spätsommer bzw. Herbst vergangenen Jahres sahen sich die Verantwortlichen des AWO-Kreisverbands angesichts der zunehmenden Zahl von Flüchtlingen, die in den Landstrich an Lahn und Dill kamen, dann besonders gefordert. Grenzen zu beseitigen und über alle Unterschiede hinweg Verbindungen aufzubauen war das Ziel verschiedener Aktivitäten, die das Mehrgenerationenhaus und die Migrationsberatung Zug und Zug gemeinsam initiierten.

Nach Schätzungen von Klaus Gerhard Schreiner, Leiter der Abteilung Soziales und Integration beim Lahn-Dill-Kreis, werden im Jahr 2016 etwa 6500 bis 7000 Flüchtlinge ins „LDK-Land“ kommen. Im Vergleich zu 2015 werde mit der zwei- bis dreifache Menge an Flüchtlingen gerechnet.

„Herborn ist bunt, und es wird noch viel bunter werden“, lautet die Überzeugung, von der sich die Verantwortlichen der AWO Lahn-Dill bei ihren Bemühungen zur Integration von Flüchtlingen leiten lassen. „Wir wollen falschen Parolen in der Gesellschaft entgegentreten. Unsere deutschen Mitbürger sollen die Chance bekommen, den verschiedenen Kulturen zu begegnen und ihre eigenen Erfahrungen zu sammeln“, so Joachim Spahn, Koordinator im Herborner Mehrgenerationenhaus.

Zum Abbau von Schranken und Vorurteilen und zum Miteinander vieler verschiedener Kulturen soll eine Vielzahl von Aktionen beitragen, die die Arbeiterwohlfahrt in enger Zusammenarbeit mit der vom DRK betriebenen Erstaufnahmeeinrichtung in Herborn und dem Netzwerk „Flüchtlingshilfe: Herborn hilft!“ durchführt.

Willkommenscafé im Mehrgenerationenhaus: Jeden Montag treffen sich im „Offenen Treff“ der seit 2008 bestehenden Einrichtung zwischen 20 und 40 Menschen aus aller Welt, um gemeinsam einen schönen Nachmittag zu verbringen.

„Offenes Singen“ im Mehrgenerationenhaus: Im Anschluss an das Willkommenscafé laden das Netzwerk „Flüchtlingshilfe: Herborn hilft!“ und der AWO-Kreisverband Lahn-Dill Einheimische und Flüchtlinge jeden Montag zum „Offenen Singen“ ein. Jung und Alt sowie Frauen und Männer aus zahlreichen Nationen intonieren allwöchentlich gemeinsam Lieder aus aller Welt und bauen so mögliche Berührungsängste ab.

„Kochen mit Flüchtlingen“: Einmal im Monat treffen sich ehrenamtliche Mitstreiterinnen des AWO-Kreisverbandes Lahn-Dill und Menschen, die aus den Krisengebieten der Erde zu uns kommen, im Mehrgenerationenhaus in Herborn zum \“Kochen mit Flüchtlingen\“. An dem Angebot nehmen überwiegend junge Frauen teil. \“Kochen mit Flüchtlingen\“ dient unter anderem dazu, Bräuche und Sitten fremder Kulturen kennenzulernen. Ferner können die Teilnehmerinnen auf einfachem Wege praxisnahe Kenntnisse der deutschen Sprache erwerben.

„Fußball mit Flüchtlingen“: Jeden Dienstag bietet der AWO-Kreisverband Lahn-Dill das Angebot \“Fußball mit Flüchtlingen\“ in der kleinen Turnhalle der Herborner Comeniusschule an. Das Projekt dient unter anderem dazu, mit Hilfe des Sports Berührungsängste zwischen Einheimischen und Menschen, die aus den Krisengebieten der Erde zu uns kommen, abzubauen.

„Tandem-Projekt: Flüchtlinge lernen Deutsch“: Flüchtlinge wollen Deutsch lernen – und die Welt und die Menschen um sich herum verstehen. Diesem Gedanken tragen die Verantwortlichen des AWO-Kreisverbandes Lahn-Dill mit einem „Tandem“-Projekt Rechnung, in dessen Rahmen Ehrenamtliche Flüchtlingen in so genannten „Tandems“ und im Verhältnis „1:1“ Deutsch beibringen. Bei den regelmäßigen Begegnungen in „Kleinstgruppen“ stellen sich für die „Lehrerinnen“ und „Lehrer“ auf der einen sowie die aus den Krisengebieten der Erde in den ehemaligen Dillkreis geflohenen Menschen schnell die ersten Erfolgserlebnisse ein.

Sprachkurse: Schließlich führt der AWO-Kreisverband Lahn-Dill Sprachkurse für die Bewohner der Herborner Erstaufnahmeeinrichtung durch. Im Dezember 2015 gingen im Mehrgenerationenhaus und im anliegenden Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt vier Sprachkurse an den Start, an denen überwiegend Menschen aus Syrien, Iran, Irak, Eritrea und Afghanistan teilnehmen.

Kontakt und weitere Informationen: Joachim Spahn, Koordinator im AWO-Mehrgenerationenhaus Herborn, Tel. (02772) 959616, E-Mail j.spahn@awo-lahn-dill.de. Internet: www.awo-lahn-dill.de.