Migrationsberatung hilft beim Weg aus der Krise
Familiären Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, die in der Migration leben, einen festen Halt zu geben – das hatte sich die Herbornerin Narges Tashakori vorgenommen, als sie zu Jahresbeginn auf Anregung der AWO-Migrationsberatung ihre Ausbildung zur „Elternbegleiterin“ in Frankfurt begann. Jetzt, vier Monate später, hat die Iranerin ihr Ziel im Zuge eines ausbildungsbegleitenden Projekts nicht nur erreicht, sondern auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten gestärkt – und die Ausbildung zur zertifizierten „Elternbegleiterin“ mit dem Erhalt des Diploms und als „Kurs-Beste“ abgeschlossen.
„Frau Tashakori hat einen wichtigen Baustein für ihre Zukunft gelegt“, sagte Marina Schapiro (Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill) anerkennend, als sie der Mutter einer neunjährigen Tochter zum Erhalt ihres Diploms gratulierte. Und, so die Mitarbeiterin der Migrationsberatung in Herborn, weiter: „Sie hat in der Zeit ihrer Ausbildung und während des Projekts gezeigt, dass sie erhebliches Potenzial hat. Zudem hat sie wieder Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten gewonnen.“
Narges Tashakori hatte ihr Heimatland vor vier Jahren aus privaten Gründen verlassen müssen. Im Iran arbeitete sie als Sekretärin und betrieb später einen Friseursalon, wo sie – so berichtet Marina Schapiro – „sogar die Verantwortung für die Ausbildung anderer übernahm“. Bei der AWO Lahn-Dill in Herborn habe sich die heute 36-Jährige jedoch vor etwa einem Jahr als Hilfe suchende Klientin vorgestellt. „Sie war niedergeschlagen, ja depressiv. Daher haben wir nach einem Weg gesucht, um ihr aus dieser persönlichen Krise herauszuhelfen.“
Im Rahmen der Ausbildung zur zertifizierten „Elternbegleiterin“ beim Paritätischen Wohlfahrtsverband suchte sie sich die „Stärkung des Selbstwertgefühls der Eltern und Kinder mit Migrationshintergrund“ als Thema ihres Projekts – und legte dafür eine beeindruckende Analyse zur Rolle von Müttern und Vätern vor, die neu nach Deutschland eingewandert sind. „Ich habe mich mit einem Thema befasst, das bisher so nicht aufgearbeitet wurde.“
Erlebnisse mit Kindern, die nach der Ankunft in Deutschland zunehmend den Respekt vor ihren Eltern verloren hätten, seien in das Projekt „Ich bin wer und ich kann etwas“ eingeflossen.
Durch ihre Projektarbeit zeigte sie den Mitgliedern der Jury unter anderem auf, dass „die Folgen der Flucht und Migration auf die Rolle der Eltern starke Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Beziehung“ haben. Eine ihrer Ausbilderinnen schrieb begeistert: „Das ist eine sehr kultur-sensible Arbeit, die Du anbietest.“
Müttern und Vätern, die sich in der Migration und der Beziehung zu ihren Kindern „zunehmend leer und machtlos fühlen“, rät Narges Tashakori, sich auf die Ebene der Mädchen und Jungen zu begeben – und unter anderem zu verstehen, dass „Eltern durch ihre Kinder“ zum Beispiel die deutsche Sprache besser lernen können. Spiele, bei denen Groß und Klein gemeinsame Teams bildeten, könnten dazu führen, dass „Kinder sich nicht über ihre Eltern stellen“ – und erkennen würden, welche Fähigkeiten auch ihre Mütter und Väter einbringen könnten. „Das hebt einen respektvollen Umgang der Generationen miteinander hervor.“
Dass sie selbst den Kurs zur „Elternbegleiterin“ erfolgreich absolviert und sogar als Beste abgeschlossen hat, mochte sie zunächst kaum glauben – und könnte beispielgebend für andere sein, denen es durch die Konfrontation mit einem fremden Land, einer fremden Kultur und einer fremden Sprache ähnlich gehe.
Narges Tashakori: „Ich bin sehr stolz auf mich, dass ich das geschafft habe. Durch dieses positive Erlebnis ist es mir zumindest eine Zeit lang deutlich besser gegangen.“