\“Klare Kante zu zeigen\“ und \“eine offene Gesellschaft zu verteidigen\“ – das hatten sich die Initiatoren des \“Öffentlichen Hearings\“ vorgenommen, das unter dem Leitgedanken \“Herz statt Hetze\“ am Mittwochabend im AWO-Mehrgenerationenhaus Herborn über die Bühne ging.
Ein Bündnis \“von mehr als zehn Organisationen aus der Region\“ habe, wie Andrea Theiß (IG Metall Herborn) in ihrer Begrüßung erläuterte, die Initiative ergriffen, um den immer mehr um sich greifenden Rechtspopulismus in der zunehmend polarisierten Öffentlichkeit einem Faktencheck zu unterziehen.
Andrea Theiß bedauernd: \“Es gibt immer Provokationen und Tabubrüche, die wir bisher nicht so gekannt haben.\“ Dagegen wolle man mit dem Hearing \“deutlich Position beziehen\“.
Im vollbesetzten Saal des Familienzentrums der Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill hatte Klaus Pradella (Hessischer Rundfunk) die Moderation der etwa zweieinhalbstündigen Veranstaltung übernommen.
Isabel-Theres Spanke (Caritas Lahn-Dill-Eder), Feri Behnam (Ausländerinitiative Herborn), Nils Neidhart (AWO Lahn-Dill), Hans-Peter Wieth (IG Metall Herborn), Simone Pfitzner (Evangelische Frauenarbeit in den Kirchenkreisen Braunfels und Wetzlar), Dr. Uwe Seibert (Evangelisches Dekanat an der Dill), Frank-Markus Dietermann (NABU Lahn-Dill), Prof. Dr. Helge Peukert (attac Lahn-Dill) und Joscha Wagner (\“Haigerer gegen Rechts\“) setzten sich aus der Sicht ihrer Organisationen mit den Standpunkten der 2013 gegründeten \“Alternative für Deutschland\“ (AfD) auseinander.
Das Anwachsen der AfD gehe einher mit dem Aufwind rechtspopulistischer Persönlichkeiten und Bewegungen in den europäischen Nachbarländern und den USA, machte Joscha Wagner (\“Haiger gegen Rechts\“) deutlich. Die Bewegungen seien geprägt von Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus, Protektionismus, Genderfeindlichkeit, Homophobie und Islamophobie.
\“Wir hingegen stehen für eine menschliche und humanistische Gesellschaft\“, fasste Andrea Theiß die Statements der Vertreter von Kirchen, Gewerkschaften und \“NGOs\“ treffend zusammen. Die gemeinsame Botschaft der Rednerinnen und Redner: \“Wir treten ein für Herz statt Hetze, für Solidarität statt Ausgrenzung und für Dialog statt Schüren von Misstrauen und Ängsten.\“
Moderator Klaus Pradella versuchte, den Repräsentanten der verschiedenen Organisationen prägnante Statements dazu zu entlocken, warum \“die Positionen der AfD bei Menschen, die zuvor Anhänger einer anderen Politik waren, so viel Zustimmung finden\“. Eine Fragestellung, auf die es am Mittwochabend weder eine einheitliche noch eine einfache Antwort gab.
Mehrfach geäußert wurde jedoch die Kritik, \“dass die Politik vor den Verhältnissen weiter die Augen verschließt\“.
Mit viel Beifall bedacht wurde der Aufruf von Feri Behnam (Ausländerinitiative Herborn), \“mit den Menschen zu reden, den Mut nicht zu verlieren und zu versuchen, Vorurteile abzubauen\“.
Eine Menge Applaus schließlich heimste auch Hans-Peter Wieth, Erster Bevollmächtigter der IG Metall-Verwaltungsstelle Herborn, ein. Der Gewerkschaftsvertreter mahnend: \“Wir dürfen das Land nicht rechten Rattenfängern überlassen.\“
Die Positionen von Gruppierungen wie der \“Alternative für Deutschland\“ (AfD) dürften, so Wieths Warnung, \“auf keinen Fall zur Normalität werden\“.
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