Die theoretischen Vorgaben des „Hessischen Kinderförderungsgesetzes“ (HessKiföG) sind mit der Praxis nicht kompatibel! Das war die Botschaft, die Sabine Theis, Leiterin der AWO-Kita am Dillenburger „Zwingel“, und ihr Team, jetzt dem Vorsitzenden der FDP-Landtagsfraktion, René Rock, mit auf Weg gaben.
Der prominente Vertreter der Freien Demokraten war in der Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill zu Gast, um mit Dietmar Glaßer (Vorsitzender des AWO-Kreisverbands), AWO-Geschäftsführer Nils Neidhart, Dagmar Kettner (Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft Erziehungskräfte in Kindertageseinrichtungen im Lahn-Dill-Kreis“) sowie mit Sabine Theis und deren Stellvertreterin Gülhan Sen über die „Auswirkungen des HessKiföG auf die beruflichen Perspektiven“ zu diskutieren.
Die Kita-Leiterin erklärte, dass die Novelle rechnerisch vorgebe, wie viele Personalstunden zur Verfügung stehen würden. Die Bedarfe von Kindern und Eltern fänden jedoch in dieser Berechnung keinen Platz. Vor allem die individuellen Bedürfnisse der Mädchen und Jungen, so die Kritik von Sabine Theis, kämen im „HessKiföG“ zu kurz. Unter dem Strich ergäben sich so „Qualitätsnachteile in der Betreuung“, da im Gesetz auch Themen wie Inklusion und individuelle Förderung keine oder nur zu geringe Beachtung fänden.
Kritik am „Hessischen Kinderförderungsgesetz“ äußerte auch Gülhan Sen. Die Novelle vernachlässige unter anderem, dass ausreichend Zeit für die Anleitung von Azubis und Praktikanten bleiben müsse. Die stellvertretende Leiterin der AWO-Kita: „Als Praxisanleiterin habe ich keine Zeit, um Anleitergespräche, die richtig und wichtig sind, zu führen.“ Die Verantwortlichen ihrer Kita nähmen sich die entsprechende Zeit. „Die wiederum fehlt uns dann aber bei den Kindern“, so die Klage der stellvertretenden Kita-Leiterin.
Insgesamt, so die Einschätzung der Expertinnen, habe das Hessische Kinderförderungsgesetz auch eine hohe Fluktuation und Probleme bei der Personalbesetzung zur Folge. Die Botschaft an René Rock: „Der Beruf der Erzieherin wird weder in der Vergütung noch in der Qualität attraktiv gestaltet.“
Abgerundet wurde der Besuch des Fraktionsvorsitzenden der Freien Demokraten in der AWO-Kita am Zwingel durch ein gemeinsames Mittagessen mit den in der Einrichtung betreuten Mädchen und Jungen, einer Führung durch die Kindertagesstätte im Herzen Dillenburgs sowie einer Diskussionsrunde mit pädagogischen Fachkräften, Praktikanten und Elternvertretern.
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