6,373 Millionen Straftaten waren 2016 in Deutschland registriert worden. 800.000 Gewaltopfer erlitten dabei körperliche oder seelische Verletzungen. Wie man sich vor Straftaten schützen und deren Auswirkungen abmildern kann – darüber referierte Klaus Michl („Weißer Ring“, Außenstelle Lahn-Dill-Kreis) jetzt im AWO-Mehrgenerationenhaus Herborn.
„Ein gesundes Misstrauen hat nichts mit Unhöflichkeit zu tun“, schrieb der Referent den mehr als 30 Zuhörerinnen und Zuhörern ins Stammbuch, die den Weg in den großen Saal des Familienzentrums gefunden hatten. Michl, der seit sieben Jahren für die 1976 von Eduard Zimmermann („Aktenzeichen XY“) gegründete Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer tätig ist, warnte das Publikum vor Straftaten wie den „Enkeltrick“, „Trickbetrug“ und „Trickdiebstahl“.
„Lassen Sie niemanden ungeprüft in Ihre Wohnung. Schauen Sie sich Ihre Besucher, die vor der Tür stehen, genau an“, mahnte Michl. Der Experte des „Weißen Rings“ rief gerade die Älteren unter den Zuhörern zu einer „aktiven Nachbarschaftshilfe“ auf und ermunterte die Seniorinnen und Senioren, „einen täglichen Kontakt“ zu den nebenan Wohnenden zu pflegen.
Darüber hinaus gelte es, „auf ungewöhnliche Vorkommnisse“ in der Straße, in der man lebe, zu achten und Wert auf den Schutz der eigenen vier Wände zu legen. „Zurzeit sind die falschen Polizisten wieder auf dem Vormarsch“, machte der Experte deutlich. Leider gebe es auch immer wieder Kriminalitätsopfer, die auf Straftaten wie den „Glas-Wasser-Trick“ oder auf Schilderungen hereinfielen, bei denen jemandem eine Notlage „vorgegaukelt“ werde.
Mit Nachdruck ermunterte der Referent „im Zweifelsfall lieber einmal mehr die Polizei zu rufen“. Zudem könne man schon „durch die Änderung einiger weniger Verhaltensmuster“ dazu beitragen, es Kriminellen schwerer zu machen oder bestenfalls gar nicht Opfer einer Straftat zu werden. „Es spricht nichts dagegen, etwas vorsichtiger zu sein.“ Geld, Papiere und Wertsachen beispielsweise würden nicht in die Einkaufstasche gehören.
Deutlich wurde während des etwa 90-minütigen Vortrags, dass der „Weiße Ring“ als „Lobbyist“ für die Opfer von Kriminalität „gute Arbeit leistet“. Die Hilfsorganisation, die bundesweit rund 50.000 Mitglieder und 420 Außenstellen habe, versuche unter anderem dem Umstand zu begegnen, dass „die Gesellschaft dem Täter oft mehr Aufmerksamkeit als dem Opfer“ schenke. Die Erfahrung Michls: Menschen, die eine Straftat erlitten hätten, fühlten sich „von staatlicher Seite oft nicht ausreichend beachtet“. Diesem Mangel versuche der „Weiße Ring“ durch Unterstützungsleistungen vielfältiger Art zu begegnen.
Weitere Infos: „Weißer Ring“, Außenstelle Lahn-Dill-Kreis, Tel. (0151) 55164766, E-Mail weisser-ring-ldk@t-online.de.