Die Möglichkeit eines jeden Einzelnen auf gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern, bürgerschaftliches Engagement nachhaltig zu fördern, mehr Bildungsgerechtigkeit herzustellen und so einer Gefahr der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken – das ist das Hauptziel des Programms „Chancenpatenschaften“, an dem sich seit kurzem auch das AWO-Mehrgenerationenhaus Herborn beteiligt.
Aus diesem Grund sucht das Familienzentrum im Walkmühlenweg erfahrene, freiwillig engagierte Bezugspersonen, die durch einen ehrenamtlichen Einsatz in verschiedenen Bereichen jungen Menschen Zugänge eröffnen, Heranwachsenden mit Rat und Tat zur Seite stehen und die ihnen anvertrauten Schützlingen gerade bei Übergängen begleiten.
Denkbar wäre in diesem Zusammenhang das Engagement von Handwerkern im Ruhestand, die Jugendlichen beim Übergang von der Schule in den Beruf helfen, der Einsatz von Interessierten, die eine Lesepatenschaft für Kinder übernehmen, deren Eltern nicht die Möglichkeit haben, ihrem Nachwuchs den Zugang zu höheren Abschlüssen zu öffnen – oder auch die Tätigkeit von freiwillig Engagierten, die eine Patenschaft für Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund übernehmen wollen.
Auf der Suche nach Kooperationspartnern haben die Verantwortlichen des seit 2008 bestehenden Herborner Mehrgenerationenhauses bisher unter anderem das Freiwilligenzentrum Mittelhessen in Wetzlar sowie die Kirchbergschule in Herborn gewinnen können, wo in den nächsten Wochen die beiden ersten „Lesepatenschaften“ an den Start gehen.
Joachim Spahn, der das Programm „Chancenpatenschaften“ für die Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill koordiniert und betreut, erläuternd: „Bürgerschaftliches Engagement hilft, Gräben zu überwinden, Verständnis füreinander zu wecken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.“
An vielen Stellen, so der AWO-Koordinator weiter, gebe es bereits „ehrenamtliches Engagement in Form von Patenschaften für junge Menschen“ aus so genannten „bildungsfernen Schichten“. Das Programm bzw. Projekt „Chancenpatenschaften“ sei eine Gelegenheit, dieses Engagement zu stärken und durch die Förderung von Vernetzung und Wissensaustausch eine verlässliche Infrastruktur und ein stabiles Fundament zu errichten.
Das Programm „Chancenpatenschaften für mehr Teilhabegerechtigkeit“ ist eine Weiterentwicklung des Projekts „Menschen stärken Menschen“ – eines Patenschafts-Programms für Geflüchtete, in dessen Rahmen bundesweit mehr als 50.000 Tandems zusammengeführt werden konnten.
Die Hälfte der Paten hatte sich vorstellen können, ihr ehrenamtliches Engagement auszuweiten und sich auch in anderen Bereichen zu engagieren. Dieser Willensbekundung, so Spahn, trage die AWO Lahn-Dill mit der neuen Initiative Rechnung. Die „Chancenpatenschaften“ sind eine Initiative des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend.
Wer Lust hat, eine Patenschaft für junge Menschen zu übernehmen, die schwierigen individuellen Bedingungen unterliegen, oder wer sich z.B. für ältere Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund einsetzen will, kann sich unter Tel. (02772) 959616 bzw. E-Mail j.spahn@awo-lahn-dill.de im AWO-Mehrgenerationenhaus melden. „1:1-Patenschaften“ sind ebenso möglich wie „Gruppenpatenschaften“.