Das Wahlvolk ist eine Einheit, zu der selbstverständlich auch die Frauen gehören! Das ist eine der Botschaften, die von der Ausstellung \“Frauen im Aufbruch – Politische Plakate\“ ausgeht, die jetzt im Mehrgenerationenhaus der AWO Lahn-Dill in Herborn zu sehen ist.
Am 19. Februar 1919 hatte Constantin Fehrenbach, Präsident der Nationalversammlung, der \“Frau Abgeordneten Juchacz\“ das Wort erteilt. Erstmals in der Geschichte war es einer Frau gestattet, in einem frei gewählten deutschen Parlament zu sprechen.
\“Das ist Grund genug für uns, diesen Tag würdig zu begehen\“, unterstrich Dietmnar Glaßer, Vorsitzender der Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill, der zur Vernissage im großen Saal des Familienzentrums rund 70 interessierte Gäste willkommen heißen konnte.
Zu den Gästen zählten auch die Vorsitzende des Kreistags, Elisabeth Müller, Landrat Wolfgang Schuster sowie eine Vielzahl von Frauen, die sich in der Vergangenheit und Gegenwart im und für den Landstrich an Lahn und Dill politisch engagiert hatten.
\“Hier sind viele bekannte Gesichter unter uns\“, freute sich Glaßer, der unter anderem auf die Abschaffung des Drei-Klassen-Wahlrechts im Jahr 1918 zurückblickte – und hervorhob, dass \“Frauen am 19. Januar 1919 erstmals wählen und gewählt werden durften\“.
In der neuen Nationalversammlung saßen schließlich 423 Abgeordnete, davon 37 Frauen. \“Marie Juchacz hatte sich mit Nachdruck für die verfassungsrechtliche Gleichstellung von Mann und Frau eingesetzt\“, zeigte Werner Schäfer-Mohr auf.
Schäfer-Mohr, Mitglied des AWO-Kreisvorstandes, blickte auf das Leben und das politische Wirken von Marie Juchacz zurück, die 1919 die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gründete, bis 1933 als Abgeordnete im Reichstag saß und mit ihren Genossen gegen das Ermächtigungsgesetz stimmte, das Adolf Hitler das Regieren am Parlament vorbei ermöglichte.
Kurz darauf ging die Sozialdemokratin ins Exil, kehrte 1949 aus den USA zurück und kümmerte sich um den Wiederaufbau der AWO, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiern kann.
Dieses Jubiläum war unter anderem ein Anlass für die Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill, sich mit der Organisation der Ausstellung \“Frauen im Aufbruch\“ an der Veranstaltungsreihe des Frauenbüros des Lahn-Dill-Kreises zu \“100 Jahren Frauen-Wahlrecht\“ zu beteiligen.
Über 30 Plakate, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung zusammengetragen wurden, zeigen die Werbung um die politische Beteiligung der Frauen in den drei wichtigen demokratischen politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts.
Einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Ausstellungseröffnung im Mehrgenerationenhaus trugen das Jugendtheater-Projekt Wetzlar mit den Darstellern Ida Steinmetz, Celine Moravek und Max Bahr sowie fünf Damen bei, die sich in der Vergangenheit politisch engagiert hatten.
Erika Lotz, Hannelore Benz, Ute Löb-Glaßer, Christel Thamer und Helene Hilk lieferten sich eine etwa einstündige, gleichermaßen unterhaltsame wie nachdenklich stimmende Diskussion – von der unter dem Strich vor allem eine Botschaft ausging: \“Es ist ganz wichtig, dass Frauen in der Politik und überall dabei sind.\“
Die Ausstellung \“Frauen im Aufbruch\“ ist bis 19. März im AWO-Mehrgenerationenhaus zu sehen; für Freitag (15. März) laden die AWO Lahn-Dill und das Frauenbüro des Kreises für 18.30 Uhr zu einem Vortrag von Beatrix Egler über das Leben und Wirken der Politikerin und Juristin Elisabeth Selbert ein, die als \“eine von vier Müttern des Grundgesetzes\“ gilt.
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