„Insekten sind unersetzlich!“ Diese Botschaft gab Volkmar Nix den rund 50 Zuhörern mit auf den Weg, die am Dienstagnachmittag den Weg ins AWO-Mehrgenerationenhaus Herborn fanden. „Vom Sterben der Insekten – und was wir für sie tun können“, lautete der Leitgedanke des Vortrags, zu dem das Familienzentrum der Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill im Zuge des „Lebenslust“-Erzählcafés eingeladen hatte.
Etwa 90 Minuten lang widmete sich der Dillenburger in einem mit vielen eigenen, sehenswerten Aufnahmen bebilderten Vortrag der grassierenden Verarmung der Natur. 82 Prozent weniger Insekten hatte der Entomologische Verein Krefeld 2014 in einer Fallstudie im Vergleich zu 1989 festgestellt. Nix bedauernd: „Durch die intensive Landwirtschaft sowie den Einsatz von Giften und Pestiziden gehen wichtige Lebensräume verloren.“
Besonders dramatisch ist der Rückgang bei Schmetterlingen, Hautflüglern, zu denen Bienen und Wespen zählen, sowie bei den Dungkäfern. Vor diesem Hintergrund warnen Experten vor einem katastrophalen Einbruch der natürlichen Öko-Systeme.
Volkmar Nix erläuterte, dass Schutzgebiete, die die Artenvielfalt erhalten und fördern sollten, „viel zu klein und zu weit voneinander entfernt“ liegen würden. Viele Fluginsekten, die „Indikatoren für ein intaktes Ökosystem“ seien, würden immer seltener beobachtet.
Als Hauptgrund für den Artenschwund sehen Forscher vor allem die Zerstörung von Lebensraum, etwa durch Siedlungs- und Straßenbau, und die seit Mitte des letzten Jahrhunderts in immer mehr Ländern praktizierte intensive Landwirtschaft. Die Warnung der Fachleute: Ohne eine Kurskorrektur sind Insekten in 100 Jahren vermutlich ausgestorben! Besonders schädlich wirken der zunehmende Einsatz von Pestiziden, die auf das Nervensystem der Insekten zielen, und die Überdüngung von Äckern und Wiesen.
Insekten bilden die Grundlage eines komplexen Nahrungsnetzes, dienen Spinnen, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Säugetieren als Nahrungsquelle. Am und im Boden befördern sie den Nährstoffkreislauf sowie die Humusbildung. Im Wasser lebende Insekten tragen zur Selbstreinigung von Gewässern bei. Auch für den Menschen sind Insekten wichtig. Die Leistungen gerade der blütenbestäubenden Arten sind für die Ernährung von zentraler Bedeutung.
Vor diesem Hintergrund appellierte Nix an die Zuhörer im Mehrgenerationenhaus, sich für den Erhalt der natürlichen Lebensräume von Insekten einzusetzen, Wiesen mit einheimischen Blütenpflanzen anzulegen, Totholz anzubieten, Wiesen maximal zweimal jährlich und nach Möglichkeit mit der Sense zu mähen und Pflanzenstängel stehen zu lassen. „Bitte verzichten Sie absolut auf Herbizide und Pestizide“, so die eindringliche Mahnung des Referenten.
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