„Lasst das Handy beim Autofahren einfach aus der Hand!“ Eindringlich fiel der Appell aus, den Andreas Düding, Leiter des Regionalen Verkehrsdienstes Lahn-Dill der Polizei, an rund 150 Jugendliche des Herborner Johanneum-Gymnasiums richtete.
Düding sowie seine Kollegen Sascha Schwenk und Frauke Lindauer sowie die Elftklässler der Bildungseinrichtung hatten sich anlässlich der sechsten Auflage der so genannten „BOB-Workshops“ ein Stelldichein im AWO-Mehrgenerationenhaus Herborn gegeben. Das Resümee der Ordnungshüter: „Seit dem Start im Jahr 2007 hat die Aktion, die gestartet wurde, um die Zahl schwerer Verkehrsunfälle, die unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen von jungen Leuten verursacht werden, eine echte Erfolgsstory geschrieben.“
Düding berichtete, dass „das Thema Handys für die Polizei bis vor etwa drei Jahren kein Thema“ gewesen sei. Mittlerweile jedoch stelle man fest, dass die Ablenkung durch die Nutzung von Mobil-Telefonen beim Fahren und die daraus resultierenden oftmals schweren Unfälle die Gesetzeshüter „mittlerweile doch sehr in Atem halten“. Der Leiter des Regionalen Verkehrsdienstes: „Diese Handy-Geschichte wird enorm verharmlost. Daher haben wir sie in die Workshops mit aufgenommen.“
Im Polizeipräsidium Mittelhessen war die „Aktion BOB“ am 5. Oktober 2007 gestartet worden. Adressaten der Initiative, die ihren Ursprung in Belgien hatte, sind junge Fahranfänger zwischen 18 und 24 Jahren. Eine Personengruppe, die überproportional häufig an Verkehrsunfällen mit schlimmem Ausgang beteiligt ist.
BOB ist keine Abkürzung, sondern der Name derjenigen Person, die nach einem gemeinsamen Besuch einer Disco oder einer Gaststätte nach Absprache keinen Alkohol trinkt – und sich und ihre Mitfahrer sicher nach Hause bringt. Der Fahrer dokumentiert seine Rolle nach außen, indem er sich mit einem knallgelben BOB-Schlüsselanhänger zu erkennen gibt.
Laut aktueller Statistik wird jeder vierte Unfall, bei dem Menschen zu Schaden kommen, von 18- bis 24-jährigen Verkehrsteilnehmern verursacht. Bei den Karambolagen, die sich unter Alkoholeinfluss ereignen, liegt die Beteiligung dieser Personengruppe sogar bei über 30 Prozent.
„Unfälle, die sich Alkohol- und Drogeneinfluss ereignen, sind zu verhindern“, zeigte Düding auf. Die Polizei habe die Aktion vor 12 Jahren nicht gestartet, um jungen Leuten den Spaß am Feiern zu nehmen. „Haben Sie Spaß“, so der Appell des Verkehrsdienst-Leiters. Der, die Gruppe oder den Freundeskreis nach einem geselligen Abend nach fahre, müsse jedoch unbedingt nüchtern bleiben – und am betreffenden Abend auf den Alkoholkonsum gänzlich verzichten.
„Die Aktion BOB lebt von der Gruppendynamik“, zeigte der Experte auf. „Daher“, so der Aufruf Düdings an die jugendlichen Zuhörer im Mehrgenerationenhaus der Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill, „lassen Sie das mit dem Alkohol einfach sein, wenn Sie sich ans Steuer setzen“.
Auf den Straßen in Mittelhessen wurde seit dem Start der „Aktion BOB“ vor 12 Jahren ein signifikanter Rückgang der Unfälle registriert, bei denen Alkohol im Spiel war. „Wir sind auf einem guten Weg“, resümierte Düding zufrieden. Die Menge der unter Alkohol- und Drogeneinfluss verursachten Karambolagen sei „um 65 Prozent zurückgegangen“.
Neben der zunehmenden Nutzung von Handys beim Autofahren hat der Regionale Verkehrsdienst schließlich auch beobachtet, dass Vergehen „im Drogenbereich rapide zugenommen“ haben.
„Es wird gekifft auf Teufel komm raus“, so der Fachmann alarmiert. Seine Mahnung an die Elftklässler des Gymnasiums: „Wenn ich wegen eines Vergehens im Drogenbereich meinen Führerschein verloren habe, habe ich ein echtes Problem.“ Habe man zum Beispiel „unter Drogeneinfluss einen anderen zu Tode gebracht“, könne man „das nie wieder gut machen“.
Organisiert worden war die sechste Auflage der „BOB-Workshops“ von Urte Jensen (Johanneum-Gymnasium, Herborn), Andreas Düding (Regionaler Verkehrsdienst Lahn-Dill der Polizei) und Joachim Spahn (AWO-Mehrgenerationenhaus).
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