Vor etwa sieben Jahren, so resümiert Kita-Leiterin Sabine Theis, habe man erste Überlegungen über eine Realisierung des Vorhabens angestellt und sei damit bei der Stadt Dillenburg und deren Gremien auf offene Ohren gestoßen. Im Spätsommer 2019 ist es endlich soweit: Ab 1. September verfügt die Kindertageseinrichtung der Arbeiterwohlfahrt
Lahn-Dill am \“Zwingel\“ mit den \“AWO-Wurzelkindern\“ über die lang ersehnte \“Waldgruppe\“.
\“Wir sind total überzeugt von der Waldpädagogik\“, berichtet Sabine Theis. Bei der \“Waldgruppe\“, so die Kita-Leiterin erläuternd, handele es sich \“um eine feste zusätzliche Gruppe\“ der Dillenburger Kindertageseinrichtung, die die Natur täglich als Bildungs- und Lernbereich nutze.
Fester Standort der \“AWO-Wurzelkinder\“ ist ein Teilbereich auf dem Gelände der Dillenburger Freizeitanlage \“Tal Tempe\“. \“Für unsere Zwecke hat man hier seitens der Stadt Dillenburg eine wunderbare Stelle ausgesucht\“, so die Kita-Leiterin begeistert.
Die Waldgruppe, um die sich die Erzieherinnen und Erzieher Ilona Blecher, Kirsten Ankel-Schröter und Mario Cirotto kümmern werden, wird montags bis freitags täglich von 8 bis 14 Uhr geöffnet sein. Die Kinder sollen bis 9 Uhr von den Eltern zum Standort gebracht werden. Ist das Wetter allzu schlecht, steht als Ausweichquartier der Jugendraum der Stadt zur Verfügung.
Schon seit Herbst vergangenen Jahres gibt es – quasi als \“Vorlauf\“ zur \“Waldgruppe\“ – dreimal wöchentlich \“Waldtage\“, an denen alle Mädchen und Jungen der AWO-Kita am \“Zwingel\“ im Wechsel und je nach Interesse teilnehmen können. Die Gruppe der \“Wurzelkinder\“ wird ab 1. September mit \“fünf bis zehn Kindern\“ starten und später einmal maximal 20 Kinder stark sein. \“Ab dem dritten Lebensjahr\“, so erklärt Erzieherin Ilona Blecher, sei eine Aufnahme in der Gruppe möglich.
Die Idee der Waldpädagogik kam in den 1990er-Jahren von Dänemark nach Deutschland. 1993 öffnete dann der erste anerkannte Waldkindergarten in Freiburg seine Pforten. Bis 2012 entstanden so deutschlandweit mehr als 1000 Waldkindergärten. Mit der Einrichtung der \“Waldgruppe\“ trägt die Kindertagesstätte der AWO Lahn-Dill der stark veränderten Lebenswelt der Kinder Rechnung. \“Viele Mädchen und Jungen leben heute in begrenzten Wohnverhältnissen und leiden unter Bewegungsmangel\“, berichtet Sabine Theis.
In einer Zeit, in der sich bei Kindern zunehmend Ängste, Hyperaktivität und Störungen des Sozialverhaltens durch starke Reizüberflutung und hohen Medienkonsum sehr viel häufiger als noch vor 10 bis 15 Jahren zeigen, wolle die AWO eine Art \“Kontrapunkt\“ setzen. Kinder hätten kaum noch einen Bezug zur Natur, bedauert Sabine Theis. Der Wald als Bildungs- und Lernbereich dagegen eröffne den Mädchen und Jungen eine Vielzahl an Möglichkeiten. Das pädagogische Handlungskonzept der \“Wurzelkinder\“ orientiert sich am Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan und am Leitbild der Arbeiterwohlfahrt.
In der Naturpädagogik wird der Jahresverlauf Frühling, Sommer, Herbst und Winter in Naturprozesse aufgeteilt. Ziel ist es dabei, den Kindern die Natur näher zu bringen, kindliche Neugierde zu wecken sowie Bildungs- und Lernprozesse anzuregen. Die Erfahrung von Kita-Leiterin Sabine Theis: \“Beim Aufenthalt in der Natur werden alle Sinne angesprochen.\“
Die Sonne ist warm? Der Schnee fühlt sich kalt an? Nasses Laub ist glitschig. Die Vögel zwitschern. Wie riecht die Erde?
Für die AWO-\“Wurzelkinder\“ wird ab September auch durch die Stadt Dillenburg ein Container zur Verfügung gestellt, der unter anderem über eine \“Naturwerkstatt\“ verfügt, die zum Erkunden, Erforschen, Gestalten, Beobachten und Experimentieren einlädt. Aber auch an mobile Tische und Bänke, einen Wickelbereich und Boxen für Wechselkleidung ist gedacht.
Die drei Fachkräfte, die sich um die \“Waldgruppe\“ kümmern werden, sehen der \“ganz neuen Aufgabe\“ zuversichtlich entgegen. Ilona Blecher, Kirsten Ankel-Schröter und Mario Cirotto haben in bereits bestehenden Waldgruppen und Waldkindergärten hospitiert. Äußerst wertvoll seien zudem Einheiten zu Themen wie \“Sicherheit im Wald\“ unter Leitung des Forstwirts Markus Berns gewesen. Sabine Theis und Ilona Blecher einvernehmlich: \“Wir fühlen uns gut vorbereitet.\“
Mit anderen Worten: Die \“AWO-Wurzelkinder\“ sind startklar!
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