„Sie haben es in der Hand, ‚Stopp‘ zu sagen.“ Diesen Ratschlag gab Karin Buchner (Freiwilligenzentrum Mittelhessen) den freiwillig Engagierten mit auf den Weg, die sich jetzt im Mehrgenerationenhaus der Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill in Herborn ein Stelldichein gaben.
„Die Grenzen des Ehrenamts“ lautete das Thema des informativen Nachmittags, zu dem die AWO Lahn-Dill im Zuge des Programms „Chancenpatenschaften“ eingeladen hatte, an dem sich seit Jahresbeginn auch das Familienzentrum im Walkmühlenweg beteiligt.
Die Möglichkeit eines jeden Einzelnen auf gesellschaftliche Teilhabe zu verbessern, bürgerschaftliches Engagement nachhaltig zu fördern, mehr Bildungsgerechtigkeit herzustellen und so einer Gefahr der Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken – das ist das Hauptziel der Initiative, in deren Rahmen das Mehrgenerationenhaus und hier engagierte Ehrenamtliche unter anderem „Lesepatenschaften“ für Kinder und Jugendliche der Kirchbergschule übernommen haben.
Neben diesen freiwillig Engagierten nahmen auch Frauen und Männer an der Fortbildung teil, die als ehrenamtliche Vorstandsmitglieder eines AWO-Ortsvereins, in Betreuenden Grundschulen oder auch im Bereich der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe im Einsatz sind. „Ziehen Sie für sich eine Grenze, wo Ihre Verantwortung aufhört“, schrieb Karin Buchner unter anderem denen ins Stammbuch, die sich zugunsten von Menschen mit Fluchthintergrund engagieren.
Zwar sei klar, dass „das Ehrenamt ohne Herzblut nicht denkbar“ sei. Wenn einem das freiwillige Engagement aber zu viel werde oder man gar das Gefühl habe, auszubrennen oder ausgenutzt zu werden, habe man jedoch auch „das Recht, ‚Nein‘ zu sagen“.
Karin Buchner appellierte an die Teilnehmer der Fortbildung, „sich ihrer Rolle bewusst zu werden“, eine Grenze zwischen Ehren- und Hauptamt zu ziehen und professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. „Holen Sie sich, wenn es sein muss, Fachkräfte ins Boot“, so der Hinweis der Leiterin des Freiwilligenzentrums Mittelhessen.
„Die Chancenpatenschaften für mehr Teilhabegerechtigkeit“ sind eine Weiterentwicklung des Projekts „Menschen stärken Menschen“ – eines Patenschafts-Programms für Geflüchtete, in dessen Rahmen bundesweit in der Vergangenheit mehr als 50.000 Tandems zusammengeführt werden konnten. Zuständig für die Initiative ist das Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend.
Wer Lust hat, eine Patenschaft für junge Menschen zu übernehmen, die schwierigen individuellen Bedingungen unterliegen, oder wer sich z.B. für ältere Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund einsetzen will, kann sich unter Tel. (02772) 959616 bzw. E-Mail j.spahn@awo-lahn-dill.de im AWO-Mehrgenerationenhaus melden. „1:1-Patenschaften“ sind ebenso möglich wie „Gruppenpatenschaften“.
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