„Hornissen sind ein wichtiger Bestandteil des Öko-Systems.“ Diese Botschaft vermittelte Reiner Jahn den rund 40 Zuhörern, die jetzt den Weg zu einem Fachvortrag des Greifensteiner Experten ins AWO-Mehrgenerationenhaus Herborn gefunden hatten.
Der Fachmann, der unter anderem an der Naturschutzakademie Wetzlar tätig ist, nutzte seinen Besuch im Familienzentrum der Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill, um eine Lanze für die größte in Mitteleuropa lebende Faltenwespe zu brechen.
„Hornissen sind mein Steckenpferd“, erklärte Jahn, der im Saal des Mehrgenerationenhauses ausführlich den Prozess der Nestgründung durch die Hornissen-Königin darlegte und darauf aufmerksam machte, dass es „während der Nestgründung um einen Kampf um den Nestplatz kommen“ kann.
Die interessierten Zuhörer – darunter auch ein knappes Dutzend Kinder und Jugendliche der Kirchbergschule, mit denen das AWO-Mehrgenerationenhaus eine besondere Kooperation pflegt – lernten unter anderem, dass die in einem Nest lebenden und an ihrer charakteristischen Färbung gut erkennbaren Tiere „pro Tag und Nest bis zu einem halben Kilogramm Insekten“ fangen. „Am liebsten mögen Hornissen Fliegen“, sagte Jahn.
In einem Nest würden in der Regel zwischen 100 und 700 Tiere gleichzeitig“ leben. Der Greifensteiner Fachmann zeigte auf, dass Hornissen nicht selten in nicht allzu weiter Entfernung vom Haupt-Nest so genannte „Filial-Nester“ bauen.
Darüber hinaus seien die in Deutschland lange Zeit als selten und in den Beständen rückläufig geltenden Tiere gesetzlich geschützt. „Hornissen stehen unter einem besonderen Artenschutz", so der deutliche Hinweis Jahns. Ein Hornissen-Nest dürfe auf keinen Fall ohne die Genehmigung einer Naturschutzbehörde entfernt werden.
Der Referent, der viele interessante Bilder und präparierte Hornissen als Anschauungsmaterial mitgebracht hatte, nutzte den etwa 75-mnütigen, äußerst hörenswerten Vortrag, um eine Lanze für die Hornisse zu brechen. „Wenn man nicht allergisch ist, wirkt das Gift der Hornisse nicht anders als das einer Biene“, räumte Jahn mit oft verbreiteten Vorurteilen zur Gefährlichkeit der Hornisse auf.
Der Experte riet, im Interesse der Tiere über die Notwendigkeit einer Umsiedlung des Nests genau nachzudenken. „Jede Umsiedlung ist eine Schwächung für das Volk“, stellte Jahn klar. Spätestens „Ende September, Anfang Oktober“ würden die Nester sowieso verlassen. Und: „Ein einmal gebautes Nest wird von den Hornissen niemals wieder verwendet.“
Nach weiteren interessanten Ausführungen über die „Asiatische Hornisse“, die sich seit 2004 in Europa ausbreitet, 2014 erstmals in Deutschland gesichtet wurde und „sogar rückwärts fliegen kann“, erntete Reiner Jahn für seinen lehrreichen Ausführungen jede Menge Beifall.
Joachim Spahn, Koordinator im AWO-Mehrgenerationenhaus, bedankte sich bei dem Referenten mit einem kleinen Präsent und lud die Besucher des Vortrags zu den regulären Treffen im „Lebenslust“-Erzähl- und Spielcafé ein, die jeweils dienstags ab 14 Uhr im Saal des Familienzentrums stattfinden.