Straftaten, die längst von der Bildfläche verschwunden sind, sowie betrügerische Phänomene, die es vor zwei Jahrzehnten noch nicht gab, fanden jetzt im Zuge eines Vortrags Erwähnung, den Michael Michel und sein Kollege Jörg Schormann (jeweils „Kriminalpolizeiliche Berater“ des Polizeipräsidiums Mittelhessen) im „Erzählcafé“ des AWO-Mehrgenerationenhauses Herborn hielten.
„Je älter die Menschen werden, umso größer ist die Furcht in dieser Altersgruppe, Opfer einer Straftat zu werden“, machte Michael Michel vor etwa 20 Zuhörerinnen und Zuhörern im großen Saal des Familienzentrums der Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill deutlich.
Der Experte ließ im Zuge seiner kurzweiligen und interessanten Ausführungen die Erfahrungen seiner jahrelangen Arbeit im Zuge der „Kriminalprävention zum Nachteil von Senioren“ Revue passieren. Diesen Titel hatten die beiden Fachleute auch dem Vortrag gegeben, der das Publikum etwa eine Stunde lang in seinen Bann zog.
Michael Michel führte unter anderem aus, dass es im Prinzip „nahezu ausgeschlossen“ sei, „im eigenen Haus Opfer einer Straftat zu werden“. Die Neugier, Gier und die Gut- bzw. Leichtgläubigkeit der Menschen würden jedoch immer wieder dazu führen, dass es doch immer wieder zu unerfreulichen und für die Betroffenen schmerzhaften Vorfällen komme, vor denen die beiden „Kriminalpolizeilichen Berater“ eindringlich warnten.
Auf die fiesen Machenschaften falscher Handwerker und die Betrügereien von falschen Polizeibeamten machte Michael Michel ebenso aufmerksam wie auf die fragwürdige Vorgehensweise der Ausführenden bei „Haus-Tür-Geschäften“ und bei „Kaffee-Fahrten“. „Bei Letzteren wird Ihnen irgendwo am Ende der Welt Unsinn verkauft“, warnte Michel. Sein Rat an die Seniorinnen und Senioren: „Lassen Sie die Teilnahme an solchen Kaffee-Fahrten sein.“
Während der Aufbruch von Telefonzellen bei den Straftaten keinerlei Rolle mehr spiele, weil es diese öffentlichen Einrichtungen mittlerweile kaum noch gebe und stattdessen fast jeder ein Smartphone besitze, hätten „Enkel-Tricks“ sowie „E-Bay-Betrügereien“ in letzter Zeit deutlich zugenommen. „Das ist ein Phänomen, das es vor 20 Jahren noch nicht gab“, so Michel. Sein Rat an die Zuhörerinnen und Zuhörer: „Kaufen Sie im Internet nichts auf Vorkasse!“
So genannte „E-Bay-Betrüger“ würden das Geld der Käufer kassieren und dann die versprochene Ware nicht rausschicken.
Mit der Neugier der Menschen machten schließlich die Initiatoren von „Ping-Anrufen“ ihre einträglichen Geschäfte. „Diese Gauner lassen es mit Hilfe von Computern einmal bei den Betroffenen klingeln und beenden das Gespräch“. Rufe man aus Neugier bei der unbekannten Nummer zurück, würden oft Kosten zwischen 10 und 30 Euro entstehen, ohne dass am anderen Ende der Leitung jemand zu erreichen sei.
Aus seiner jahrelangen Tätigkeit im Zuge der Kriminalprävention schlussfolgerte Michael Michel am Ende seines bemerkenswerten Vortrags drastisch: „Leider sind den Schweinereien auf dieser Welt keine Grenzen gesetzt.“
Dem Kriminalpolizeilichen Berater und seinen Kolleginnen und Kollegen dürfte die Arbeit also auch in Zukunft nicht ausgehen.
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