Die Zahl schwerer Verkehrsunfälle zu reduzieren, die unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen verursacht werden – das ist das Ziel der „Aktion BOB“, die das Polizeipräsidium Mittelhessen am 5. Oktober 2007 in Gießen gestartet hatte. Adressaten der Initiative, die 2022 ihr 15-jähriges Bestehen im heimischen Raum feiern kann, sind junge Fahranfänger, die überproportional häufig an Zusammenstößen mit schlimmem Ausgang beteiligt sind.

Seit Montag dieser Woche finden im AWO-Mehrgenerationenhaus Herborn acht Workshops für Heranwachsende statt, an denen neben dem Familienzentrum der Arbeiterwohlfahrt das Johanneum-Gymnasium und der Regionale Verkehrsdienst Lahn-Dill der Polizei als Kooperationspartner beteiligt sind.

„Der Begriff BOB steht für Verantwortungsbewusstsein“, rief Frauke Lindauer den etwa 40 Elft-Klässlern zu, die am Montagvormittag den Weg ins Mehrgenerationenhaus gefunden hatten. Schon zwischen 2014 und 2019 hatten die Workshops jährlich mit großem Erfolg stattgefunden. Nun erfährt die Initiative, die seitens des Johanneum-Gymnasiums von Urte Jensen koordiniert wird, erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie eine Neuauflage.

Frauke Lindauer und ihr Kollege Henrik Freier (beide Regionaler Verkehrsdienst Lahn-Dill) appellierten an ihre Zuhörerinnen und Zuhörer, „Verantwortung zu übernehmen“, „Prinzipien zu überdenken“ und auf den Konsum von Alkohol und Drogen zu verzichten, wenn man sich ans Steuer setzen wolle.

BOB ist keine Abkürzung, sondern der Name derjenigen Person einer Gruppe, die beim gemeinsamen Besuch einer Disco oder einer Gaststätte nach Absprache keinen Alkohol trinkt und sich und ihre Mitfahrer sicher nach Hause bringt. Der Fahrer dokumentiert seine Rolle nach außen, indem er sich mit einem knallgelben BOB-Schlüsselanhänger zu erkennen gibt.

Wie die Experten der Polizei erläuterten, hatten sich die Verantwortlichen des Regionalen Verkehrsdienstes im Jahr 2007 dazu entschlossen, die in den 1990er-Jahren in Belgien erstmals umgesetzte Aktion auch in Mittelhessen durchzuführen. Anlass: Laut aktueller Statistik wird jeder vierte Unfall, bei dem Menschen zu Schaden kommen, von 18- bis 24-jährigen Verkehrsteilnehmern verursacht. Bei den Karambolagen, die sich unter Alkoholeinfluss ereignen, liegt die Beteiligung dieser Personengruppe sogar bei über 30 Prozent.

„Seit dem Start von BOB hat sich die Zahl der Unfälle, die von unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen stehenden jungen Autofahrern verursacht werden, deutlich reduziert“, fasste Frauke Lindauer die „BOB-Erfolgsstory“ zusammen. Auch eine Evaluation der Justus-Liebig-Universität Gießen bestätigte den Erfolg der „Aktion gegen Alkohol im Straßenverkehr“.

Große Sorgen bereitet den Gesetzeshütern hingegen die wachsende Zahl schwerer Unfälle, die entstehen, weil junge Fahranfänger während der Fahrt ihr Smartphone benutzen. „Lasst die Finger von Eurem Handy, wenn Ihr am Steuer sitzt“, sagte Frauke Lindauer mahnend.

Wie sehr Alkohol und Drogen die Fahrtüchtigkeit herabsetzen, demonstrierten die beiden Fachleute des Regionalen Verkehrsdienstes schließlich mit Hilfe zweier Rauschbrillen, die die Einschränkungen den als Probanden dienenden Jugendlichen nachdrücklich verdeutlichten.

Die BOB-Workshops im AWO-Mehrgenerationenhaus Herborn werden am 4. und 11. Juli fortgesetzt.