Mit einer „Doppelspitze auf Augenhöhe“ nimmt die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Lahn-Dill die Herausforderungen der Zukunft in Angriff.

Nachdem der Driedorfer René Neutzner zum 1. Januar 2024 die Nachfolge des langjährigen Geschäftsführers Nils Neidhart angetreten hatte, hat das AWO-Präsidium jetzt Eva Claudin Halfmann-Gräb zum Vorstand berufen. Halfmann-Gräb, bisher stellvertretende Geschäftsführerin, und Neutzner lenken die Geschicke des Wohlfahrtsverbands nunmehr gemeinsam als gleichberechtigtes AWO-„Vorstands-Duo“.

„Es ist sehr gut, verschiedenes Knowhow im Vorstand anzusiedeln“, erläutert Eva Halfmann-Gräb, die im Februar 2013 zur AWO gestoßen war. Seit 2017 hatte die 41-jährige Kölschhausenerin in Vakanzen immer wieder die Vertretung des damaligen Geschäftsführers Nils Neidhart übernommen. Zudem war sie „an der Basis“ als Pflegefachkraft, Praxisanleiterin und Pflegedienstleitung aktiv gewesen. Anschließend bildete sie sich zur Sozialwirtin und „New Work Facilitatorin“ fort.           

„Entscheidungen gemeinsam getroffen“

Seit 1. Januar 2024 schließlich stand sie dem neuen Vorstand René Neutzner als Prokuristin bei dessen Einarbeitung an der Seite. „Wir haben uns zu einem Team auf Augenhöhe entwickelt, das seine Entscheidungen gemeinsam getroffen hat“, erläutern Neutzner und Halfmann-Gräb. Daraus hätten sich „positive Effekte entwickelt, die sich auch in der wirtschaftlichen Entwicklung“ der AWO widergespiegelt haben.

Standen 2010 noch 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der AWO in Lohn und Brot, so besteht die Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill heute aus dem Kreisverband und zwei Tochtergesellschaften. Für den Wohlfahrtsverband mit 40 Einrichtungen sind aktuell 493 Beschäftigte sowie 104 „Aufwandsentschädigte/Ehrenamtliche“ tätig. „Wir haben uns stark entwickelt“, brachte es der scheidende Geschäftsführer Nils Neidhart bei der Stab-Übergabe an René Neutzner vor 17 Monaten treffend auf den Punkt.

Apropos Verbands-Entwicklung: Bei der AWO Lahn-Dill, die den Menschen der Region Rat, Unterstützung und Hilfe in nahezu allen sozialen Belangen bietet, hat in der jüngsten Vergangenheit immer mehr „das agile Arbeiten Einzug gehalten“. Die inhaltliche Grundlage bildet die Beteiligung der Arbeiterwohlfahrt an einem Projekt der Europäischen Union (EU), bei dem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr mitbestimmen können.

Das AWO-Führungs-Duo erläuternd: „Wir als nahbarer Vorstand möchten den Mitarbeitenden auf Augenhöhe begegnen. Es soll nicht mehr von oben herab bestimmt werden.“ Auf diesem Weg arbeitet der Vorstand auch mal als Tages-Praktikant in den Einrichtungen des Wohlfahrtsverbands mit und fördert die Mitbestimmung durch eine gemeinsame „Mitarbeiter-App“. 

Aktuelle Herausforderungen für die „gleichberechtigte Doppelspitze“ – neben der Umsetzung des EU-Projekts zum Abbau von Hierarchien – sind zudem, als sogenannter „TVÖD-Vollanwender“ die Ergebnisse der jüngsten Vergütungsverhandlungen zu meistern und mit den massiven Einsparungen der Kostenträger zu Recht zu kommen.

Text: Joachim Spahn – Foto: Stefan Scholl